Κεφάλι της Φαυστίνας της νεώτερης από την Αντιμάχεια της Κω
Mostra/ Apri
Autore
Φατούρου, Κάντω Χ.Data
1966Language
el
Editore
Υπηρεσία Αρχαιοτήτων και Αναστηλώσεως
Soggetto
Bibliographic details
Αρχαιολογικόν Δελτίον, 1965, Τόμος 20, Μελέται/Μέρος Α', 171-180.
Access
free
Journal title
Αρχαιολογικόν Δελτίον
Abstract
Der Kopf der Tafeln 82-84 wurde in der Nahe des Dories Antimacheia
auf Kos in den Ruinen einer altchristlichen Basilika gefunden, die wahrscheinlich
iiber einen alteren Heiligtum liegt.
Die Modellierung des Gesichtes durch feine Ubergange zu den verschiedenen
Flachen, seine Glatte im Gegensatz zum matten Haar, die Augenformung durch
geritzte Iris und eingetiefte Pupille ebenso wie die Haaranordung verweisen den Kopf
in die Antoninische Zeit. Fur die Identifizierung helfen uns die Gesichtszuge: die
lange Nase mit dem schmalen, gerade gefiihrten Nasenriicken, die fast geradlinige
Stirn, der Schwung der Brauenbogen, die tief in weiten Mulden eingebetteten und
durch breite Oberlider umrahmten Augen, der kleine geradlinige Mund, das spitze
Kinn. Diese Ziige erinnern insgesamt an die Kaiserin Faustina die Jungere,
die 145 n. Chr. mit Marcus Aurelius vermahlt wurde und 175 starb. Die Haaranordung
erlaubt eine noch genauere Datierung des Kopfes. Zwar weicht sie im
einzelnen von stadtromischen Bildnissen und Miinzpragungen ab, aber in der
Hauptanordnung ahnelt sie der Haartracht, die die Kaiserin am Anfang der
Herrschaft des Marcus Aurelius und zwar in den Jahren 164-166 getragen hat
(«abgesetzte Stirnwellenfrisur»). Das Haar ist hier gleichfalls in wellig zum
Nacken gefiihrtes Stirnhaar, schlichter zuruckgekammtes Hinterhaupthaar und
den Knoten geteilt. Anstatt des doppelten Perlbandes oder der Flechte, die
bei den stadtromischen Vorbildern das Stirnhaar gegen das Haupthaar abgrenzt,
erscheint bei dem Kopf von Antimacheia das Diadem. Es fehlen auch die Einzelheiten
nicht, die fur diese Haartracht der Kaiserin charakteristisch sind, wie der
zungenformige Haarbogen vor dem Ohr, die frei herabhangenden Lockchen im
Nacken und der halbkugelformige Knoten.
Die kleinen Abweichungen der Haartracht von dem entsprechenden Typus
der stadtromischen Miinzen und Bildnisse sind dem in Griechenland geschaffenen
Typus zuzuschreiben. Dem stilistischen Charakter dieses Typus mussen die
breiten und leichten Wellen sowie die feinen plastischen Ubergange des Stirnhaares
zugeschrieben werden, dazu die starke Plastik und die Lebendigkeit beim Haupthaar
und Haarknoten, die durch wenige, aber grosszugige Meisselhiebe erreicht
worden ist. Eine ahnliche Anordung des Stirnhaares zeigt das Portrat der Kaiserin
von der Athener Agora sowie das andere aus dem Nymphaeum des Herodes
Atticus in Olympia mit freilich kurzeren, ausgepragteren Wellen, sowie ein dritter
Korf aus dem Dorf Kamarina ( Epirus ).
Bemerkenswert ist, dass die romischen Vorbilder auch auf ostgriecshen Miinzpragungen
in ahnlicher Weise verandert sind. So erscheint auf Miinzen der Aeolis,
der Troas und Thrakiens die gleiche Haartracht nur in ihren Hauptlinien modelliert und mit hoch angesetztem Knoten, wie bei dem Portrat von Antimacheia.
Die Gesichtszuge des Portrats von Antimacheia sind am nachsten dem Portrat
des Museo Capitolino, Salone 11 (Taf. 85), verwandt, das wegen seiner
ahnlichen Haartracht ebenfalls zwischen 164 - 166 n. Chr. anzusetzen ist. Der griechische
Kiinstler aber hat gerade diejenigen Ztige umgebildet, die eine entscheidende
Bedeutung fiir den Gesichtsausdruck haben, namlich die Augen und den Mund.
Nachdem er fast jeden materiellen Zug weggelassen hat, schuf er ein stark idealisiertes
Bildnis, das eher eine selbstbeherrschte und philosophierende Frau darstellt
als Faustina die Jiingere, wie sie uns iiberliefert ist.
Interessant ist auch, dass die Tendenz zur Idealisierung noch starker bei diesem
Portrat ist als bei den ubrigen des griechischen Raumes. Ahnliche Idealisierung
zeigt der Portratkopf der Deckelfigur des Sarkophags von Melfi. Dieser Kopf
«ist vielmehr ein etwas verallgemeinertes und verschonertes Durchschnittsbildnis
der jungeren Faustina und ihrer Tochter Lucilla, ein von den Damen der Dynastie
abgeleiteter gesellschaftlicher Typus, keine Studie nach dem Leben » ( R. Delbrueck
Jdl, 1913, 300 ff). Der Sarkophag von Melfi gehort dem Stil nach der lydischen
Gruppe von Sarkophagen an, die, wie die Forschung erwiesen hat, aus Kleinasien
und besonders aus Ephesos stammen.
Es kann wohl kein Zufall sein, dass zwei Bildnisse aus dem ostgriechischen
Bereich eine so Starke Idealisierung zeigen, die auch beim Vergleich mit den
idealsten gleichzeitigen Kopfen des Festlandes noch auffallig bleibt. Starke Idealisierung
zeigen auch die schon erwahnten Mtinzpragungen der Kaiserin in der Aeolis
und Troas, wie auch in Thrakien, das immer dem ostgriechischen Bereich angeschlossen
war.
Es ist bekannt, dass die klassische Tradition des 4. Jahrhunderts v. Chr. im
ostgriechischen Bereich starker und dauerhafter als anderswo beibehalten worden
ist. So wurde auch das Portrat, die personlichste Kunstschopfung, zu einem
abstrakten klassizistischen Werk umgebildet, das nur wenige konkrete Ziige von der
dargestellten Person aufwies.
Als Bildnis der Kaiserin Faustina der Jungeren muss auch ein verschleierter
Kopf identifiziert werden, der sich im Museum von Kos befindet (Clara Rhodos
IX, S. 67, Abb. 44). Im Ausdruck unterschiedet er sich zwar vcn dem Antimacheiakopf,
aber seine Gesichtszuge, sowie uberhaupt seine kunstlerische Auffassung,
zeigen unbestreitbare Ahnlichkeiten. So stimmen die Halsform, die Ohrlappchen,
die hohe und in ihrer unteren Halite leicht vorspringende Stirn sowie die breiten
Backenknochen bei beiden Portrats iiberein. Von auff allend er Ahnlichkeit ist auch
der Teil um die Brauenbogen, die oberen Lider und die Nasenwurzel. Die Augen
sind in beiden Portrats langlich und tief eingebettet, der Mund gleich klein und die
Lippen schmal. Die Nase ist stark bestossen, aber aus den Resten geht hervor,
dass auch sie lang und fein gewesen ist. Schliesslich das Kinn scheint ahnlich
gewesen zu sein, wie man aus dem Bruch ersehen kann.
Die beiden Kopfe aber verbinden ausser der personlichen Ahnlichkeit auch
stilistische Kennzeichen, aus denen hervorgeht, dass sie aus derselben Werkstatt
stammen. Die Modellierung des Gesichtes durch feine tlbergange zu den verschie denen Flachen, seine Glatte, die weiche, zusammenfassend ausgefiihrte Masse des
Haares, die schwache Ausfiihrung der Brauenbogen, der deutliche Umriss der Augen
und dessen Fehlen bei den Lippen sind genau die gleichen Kennzeichen, die
wir bei dem Kopf von Antimacheia beobachtet haben. Das Haar schliesslich umrahmt
das Gesicht in ahnlicher Weise, obwohl es freier und geschwungener, entsprechend
dem Stil des Werkes, gekammt ist.
Mehrere Portrats der Faustina der Jiingeren mit Sehleier sind uns bekannt.
Bei einigen hat man vermutet, dass es sich um posthume Bildnisse der Kaiserin
handelt, und dass der Sehleier auf Vergottlichung hindeutet. Der sinnliche Ausdruck
des vollen und von geschwungenem Haar umrahmten Gesichtes des Koischen
Kopfes weist jedoch darauf hin, dass dieser Kopf vielleicht als Faustina - Aphrodite
erklart werden kann.
Wir wissen, dass Faustina die Jiingere mit Aphrodite identifiziert worden
ist. In dem Dresdener Museum, der Ny - Carlsberg Glyptotek und dem Museo Nazionale
Romano befinden sich Bildnisse, die die Kaiserin in verschiedenen Typen der
Gottin wiedergeben. Ausserdem ist Faustina schon zu Lebzeiten, aber noch mehr
nach ihrem Tode auf Miinzen als Venus dargestellt worden. Die Beischrift lautet
bald Veneri Augustae, bald Veneri Victrici, oder auch Venus Felix, Venus Genetrix.
Weiter wird unter den Ehrungen nach dem Tode Faustinas der Jiingeren angefUhrt,
dass im Tempel der Roma und Venus silberne Statuen des Kaisers und
seiner vergottlichten Gattin und ein Altar aufgestellt wurden, an dem jedes jungvermahlte
Paar opfern sollte.
Der Kopf von Kos gehort zwar keinem der bekannten Typen der Faustina-
Aphrodite an, doch gab es, wie auch aus den schon erwahnten Beispielen deutlich ist,
mehrere Varianten, die den Umbildungen bekannter Typen der Gottin entsprochen
haben.
Der Typus der Aphrodite mit verhulltem Hinterkopf, « wie ihn die Statuette
aus Corneto und das Relief in Kyrene iiberliefern, diirfte nach dem Bonner Relief
schon fiir das 5. Jahrhundert vorauszusetzen sein ». ( E. Langlotz, Phidiasprobleme
83 ). Fiir sein Fortbestehen in der romischen Zeit sprechen die Neapler Statue, die
Statuette aus Chaironeia und das Tellus - Relief der Ara Pacis, wo die Erdmutter
mit den Attributen der Aphrodite dargestellt ist.
Die enge Verbindung der Koer mit der Antoninischen Familie ist gut bezeugt.
Bekannt ist auch, dass der Kult der Aphrodite einer der Hauptkulte der
Insel war, und dass das wohl am Hafen gelegene Heiligtum der Gottin eines der
bedeutendsten der Stadt war. Wir wissen leider nicht, an welchem Ort der Kopf
gefunden wurde.
Die Plastik der Insel im 2. nachchristlichen Jahrhundert ist durch interessante
und charakteristische Beispiele vertreten, die die lebhafte Tatigkeit der einheimischen
WerkstStten von der Trajanischen bis zur Antoninischen Zeit erkennen
lassen. Der hier veroffentlichte Kopf Faustinas der Jiingeren gehort zweifellos zu
den besten Werken dieser Epoche. Auch der zweite Kopf, der vermutlich Faustina
- Aphrodite darstellt, steht ihm an kiinstlerischer Qualitat kaum nach.